Kategorie: Schwimmen/2006
"Total glücklich über Bronze"
Schwimmerin Stefanie Biller löst am Plattensee über 25 km WM-Ticket
Riesige Freude über EM-Bronze auf der 25-km-Strecke: Stefanie Biller (20) vom SV Wacker Burghausen. (Foto: dpa)
Binnen kurzer Zeit hatte Stefanie Biller zweimal Grund zum Jubeln. Erst erkämpfte sich die Freiwasserschwimmerin des SV Wacker Burghausen bei der EM am Plattensee (Ungarn) über 25 km die Bronzemedaille, dann durfte sie sich gemeinsam mit den frisch gebackenen Titelträgern Thomas Lurz (10 km) und Angela Maurer (10 und 25 km) über Gold für die deutsche Mannschaft freuen.
Zudem löste die gebürtige Augsburgerin in Balatonalmaldi mit ihren 5:35:29 Stunden eines der begehrten Tickets für die WM Ende August in Neapel. "Ich bin total glücklich", sagte die 20-Jährige gestern kurz vor ihrem Abflug nach Deutschland. Um einen Massensprint auf der Ziellinie zu vermeiden, der ihr über 10 km den sicher geglaubten 4. Platz gekostet hatte, war Biller auf der Langstrecke vom Start weg ein hohes Tempo gegangen. "Stefanie ist mit Wut im Bauch geschwommen und hat bravourös gekämpft", lobte Trainer Stefan Hetzer seinen Schützling, der zudem von Vater Harald Biller im Begleitboot betreut wurde.
Von den insgesamt 14 Teilnehmerinnen konnte der Wahl-Burghauserin nur die spätere Zweite Natalya Pankina aus Russland (5:35:25) folgen. Gemeinsam leisteten die beiden im 27 Grad warmen Wasser Führungsarbeit und erarbeiteten sich einen Vorsprung von knapp zwei Minuten. Ab Kilometer 18 nahm die Wiesbadenerin Angela Maurer die Verfolgung auf und hatte das Duo nach 3000 m eingeholt. Gemeinsam ging es dann aufs Finish zu, bei dem Maurer (5:35:19) die größeren Kraftreserven hatte. "Am Schluss habe ich über meine Schulter geschaut und gesehen, dass der Abstand zur Vierten (Ksenia Popova aus Russland, Anmerk. d. Red.) groß genug war", erzählt die Wackerianerin, die 2004 bei der EM in Madrid für ihren Heimatverein SV Nördlingen schon einmal Zweite über 5 km geworden war.
Vergessen war damit der Ärger nach Position 9 über die olympischen 10 km drei Tage zuvor. Hier hatte die Studentin lange Zeit das Rennen mitbestimmt. Auch als sich die Ungarin Rita Kovacs nach der Hälfte der Distanz einen kleinen Vorsprung erarbeitet hatte, beteiligte sich Biller an der Verfolgung. 400 m vor dem Ziel war das Feld wieder komplett und es ging geschlossen ins Finish. Auf einem aussichtsreichen 4. Platz nahm Biller die letzten 200 m in Angriff, aber dann passierte es. "Cassandra Patton hat meine Beine weggezogen, so dass ich fünf Meter zurückfiel", schildert Biller die Situation. Ein sofort eingelegter Protest blieb ohne Erfolg. Am Ende lagen zwischen der Siegerin Maurer (2:07:10) und Biller nur 19,2 Sekunden. "Stefanie wird jetzt für ihre gute Leistung doppelt bestraft, weil als Nominierungskriterium für die WM mindestens der 8. Platz vorgegeben war", ärgert sich Coach Hetzer.
Zu den Querelen im Deutschen Schwimm-Verband (DSV), ein mögliches Ausscheidungsrennen zwischen Biller und Britta Kamrau-Corestein über 10 km sowie die Ablösung von Langstrecken-Teamchef Christian Bartsch (zugleich Heimtrainer von Kamrau-Corestein) wollten weder Biller noch Hetzer etwas sagen. "Das ist eine ungeklärte Situation und jetzt müssen andere entscheiden", warten beide auf ein Urteil von DSV-Sportdirektor Dr. Örjan Madsen.