03.06.2016 10:17 Alter: 8 yrs
Kategorie: Schwimmen/2016

Top-Comeback mit Gold und Silber bei Masters-EM

Wacker-Schwimmerin Sandra Nyari stellt zwei deutsche W-30-Rekorde auf
Sandra Nyari

Mit Goldmedallie um den Hals: Die frischgebackene W-30-Europameisterin Sandra Nyari vom SV Wacker vor dem Aquatics Centre in London, wo 2012 die Olympia-Schwimmwettkämpfe stattfanden. - F.: Ehrenbauer

Vor vier Jahren hat Sandra Nyari ihre aktive Karriere beendet, jetzt startete die ehemalige Spitzenschwimmerin vom SV Wacker Burghausen ein Comeback – und was für eins! Unlängst 30 Jahre alt geworden, trat sie bei der Masters-EM in London an und kam mit einem Titel und einer Silbermedaille wieder zurück.

"Europameisterin und Vizeeuropameisterin – cooles Gefühl!" So recht kann’s Nyari immer noch nicht fassen, was für glänzende Ergebnisse sie im "London Aquatics Centre", in dem bei Olympia 2012 die Schwimmwettkämpfe stattfanden, ins Wasser gezaubert hat. Über 50m Schmetterling holte sie in 28,60 Sekunden Gold in der Altersklasse W30, zuvor war sie bereits über die doppelte Distanz Zweite geworden.

Der erste Start der Schmetterlingsspezialistin, die bei den Wacker-Schwimmern den Posten "Pressewart" innehat, war über 100 m. Und bei ihrem allerersten EM-Auftritt überhaupt schaffte sie es auf Anhieb aufs Podest. Nach 1:05,22 Minuten schlug Nyari als Zweite an. Nur die Italienerin Sara Papini aus Florenz war in 1:04,65 im sechsköpfigen Feld einen Tick schneller. Auf die Drittplatzierte, Melanie Salducci aus Frankreich (1:05,85), hatte Nyari 63 Hundertstelsekunden Vorsprung.

Zwei Tage später dann die 50 m Schmetterling. "Die Konkurrenz war zwar sehr stark und ich hoffte, überhaupt eine Medaille an Land zu ziehen", blickt sie zurück. Während des Rennens hatte Nyari nach eigenen Worten nur gedacht: "Kopf ins Wasser, jetzt wird nicht mehr geatmet – und ran an die Wand! Ich will das Ding jetzt nach Hause bringen." Diese Alles-oder-nichts-Taktik ging letztlich voll auf. Es wurde die Goldmedaille, über die sie sich – wen wundert’s – "wahnsinnig freuen" konnte. Nyari schwamm 28,60 Sekunden und verwies damit Pauline Gouwens (28,88) aus den Niederlanden und die Ukrainerin Nataliya Khudyakova (29,01) auf die Plätze.

Nebenbei unterbot Nyari auf beiden Schmetterlingsdistanzen die bestehenden deutschen W-30-Rekorde. Über 50 m um 19 Hundertstelsekunden und über 100 m um deren 28. Erfolg auf der ganzen Linie also – besser hätte es für sie in London nicht laufen können!

Warum die ehemalige Deutsche Jahrgangsmeisterin und vielfache Medaillengewinnerin auf nationaler Ebene, die 1998 vom TSV Grafenau zum SV Wacker gewechselt war, überhaupt wieder zum Wettkampfsport zurückgekehrt ist? Beruflich müsste sie bei der Siltronic AG in München als Assistentin von Vorstand Rainer Irle doch genug zu tun haben. Stimmt schon, sagt Nyari, aber "ich hatte einfach mal wieder Lust, einen Wettkampf zu schwimmen". Ende letzten Jahres sei es erstmal nur ein "kleiner Gedanke" gewesen. Hatte sie sich bis dahin im Fitnessstudio in Form gehalten, schwamm sie dann – ohne großes Wassertraining – gelegentlich bei den Wacker-Mädchen mit. Im Februar trug sie zum Aufstieg der Damen-Mannschaft von der Landes- in die Bayernliga bei. Nyari merkte, ohne größere Probleme wieder in den alten Wettkampfmodus gefunden zu haben. "Mit einer gewissen Lockerheit", so stellte sie fest, habe sie sofort wieder "starke Leistungen erzielen" können.

Ermuntert von Wacker-Cheftrainer Stefan Hetzer sei dann die Idee, es bei der Senioren-EM der Über-30-Jährigen zu probieren, immer mehr gereift. Anfangs konnte sich Nyari nach eigenen Worten "noch nicht so recht damit anfreunden", aber mittlerweile, klar, "bin ich froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe". Sie habe in den letzten Wochen doch einiges an Zeit in den Sport investieren müssen, so die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation und Industriefachwirtin. Nebenher absolviert sie auch noch ein berufsbegleitendes Abendstudium im Fach Internationales Management.

In London ist Nyari für den doppelten Aufwand in Beruf und Sport mehr als belohnt worden. "Gänsehaut-Feeling", sagt sie, sei es gewesen, am Schluss der Siegerehrung mit den Worten aufgerufen worden zu sein: "Representing Germany and Winner of the Gold Medal – Sandra Nyari". Und so hat sie ihren Plan, den Badeanzug nach der EM wieder zurück an den Nagel zu hängen – diesmal endgültig – auch schon wieder verworfen. Stattdessen will sie die EM-Tage noch "ein wenig auf mich wirken lassen". Dass nächstes Jahr die Masters-WM in Ungarns Hauptstadt Budapest stattfindet, hat die frischgebackene Europameisterin übrigens auf dem Schirm. "Reizen", so Nyari vielsagend, "würd’s mich schon."



Quelle: Burghauser/Altöttinger Anzeiger